Rund um die Dreieinigkeitskirche befindet sich auf ihrer Ost- und Südseite der Gesandtenfriedhof. Er ist der einzige noch heute erhaltene Friedhof auf reichsstädtischem Grund.
Letzte Ruhestätte für Gesandte des Reichstags
Der Reichstag, die Versammlung aller wichtigen Stände des Reiches, traf sich in unregelmäßigen Abständen in unterschiedlichen Reichsstädten, in Regensburg unter anderem 1640, 1654 und 1663. Nachdem der Kaier den Reichstag 1663 nicht mehr auflöste, blieb die Versammlung beisammen und die verschiedenen Reichssstände entsandten dauerhafte Delegierte. Wenn dieses Gesandten während ihres Dienstes in Regensburg verstarben, konnten sie sich in Regensburg beisetzen lassen. Während römisch-katholische Gesandte gegen entsprechendes Entgelt eine privilegierte Grablege in der Reichsabtei St. Emmeram erwerben konnten, wurden nach längeren Auseinandersetzungen mit der Stadt eine ganze Reihe evangelischer Gesandter auf dem Kirchhof der Dreieinigkeitskirche beigesetzt.
Heute finden wir auf dem Gesandtenfriedhof einfache Grabsteine und auch pompöse Grabmonumente. Die meist einfachen Grabplatten im gepflasterten Boden des Kirchhofs markieren die Grablegen und Grufkammern. Die aufrecht an den Wänden angebrachten Monumente (Epitaphien) dienen der Ehrung und Erinnerung an die Verstorbenen.
Wir bieten auch Führungen über den Gesandtenfriedhof an. Für eine Terminvereinbarung wenden Sie sich bitte an das Pfarramt.
Bau- und Renovierungsgeschichte
1631 | Einweihung der Dreieinigkeitskirche |
1633 | Erstbelegung für einen "vornehmen schwedischen Offizier" |
1634 | Rat der Stadt lehnt die Aufstellung von Epitaphien in und an der Kirche ab |
1653 | Nach einem mehrjährigen Begräbnisverbot werden nun regelmäßig Mitglieder von Reichstagsgesandtschaften oder protestantische Exulanten aus Österreich beigsetzt und große Prunkepitaphien aufgestellt |
1735 | Pflasterung des Friedhofs |
1805 | Letztes Begräbnis auf dem Friedhof für die Ehefrau des preußischen Gesandten Schwarzenau |
1835 | Abbau der Brunnenanlage |
1952-1971 | vereinzelte Sanierungsmaßnahmen |
1981/82 | Letzte Restaurierungsmaßnahmen der Grabmähler |
2023 | Beginn einer umfassenden Sanierung |
Kunsthistorische Würdigung
Der ca. 300 Quadratmeter große Friedhof umzieht die Dreieinigkeitskirche im Osten und Süden als schmaler Hof. Die barocken Prunkepitaphe über den Bodengräbern an der südlichen und östlichen Kirchhofmauer begründen den Ruhm des Gesandtenfriedhofs.
Sie zählen zu den Hauptwerken der Sepulkralskulptur in Regensburg, die ihre Qualität dem politschen und gesellschaftlichen Rang der meist adeligen Grabinhaber und den daraus über den Tod hinaus erwachsenen repräsentativen Pflichten verdanken. Zugleich belegen sie den hohen Rang der Dreieinigkeitskirche für die Gesellschaft des Reichstages und bieten dem Betrachter ein weites Spektrum von Symbolen des Leben und des Todes.
Mit dem Ensemble von 20 Barock-Epitaphien und 37 großen Grabplatten besitzt die Gemeinde ein Denkmal, das als "Diplomatennekropole" den Rang eines europäischen Kunstdenkmals mit einem politisch-historischen Hintergrund besitzt.
Die Epitaphe lassen sich kunsthistorisch in vier Gruppen einteilen: mit Bildnissen, architektonisch oder skulptural geprägt und ornamental gerahmte Inschriften-Epitaphe.
Im Folgenden finden Sie das Gräberverzeichnis zum Download:
Wir danken Herrn Dr. Rueß für die Ausarbeitung