Vorgeschichte - Raumnot in der Gemeinde
Als der Rat der Stadt Regensburg 1542 offiziell die Reformation in Regensburg einführte (im Bild eine Sitzung des Inneren Rates der Stadt), stand der evangelischen Gemeinde zunächst nur die Neupfarrkirche für ihre Gottesdienste zur Verfügung. 1552 wurde auch die Oswaldkirche, die nach dem Aussterben der Stifterfamilien 1483 in den Besitz der Stadt übergegangen war, für den evangelischen Gottesdienst bestimmt. Zusammen mit der seit 1563 von beiden Konfessionen genutzten Dominikanerkirche standen der evangelischen Gemeinde damit drei Kirchen zur Verfügung.
Nachdem der katholische Orden jedoch 1626 beim Reichshofrat in Wien die gemischt konfessionelle Nutzung der Dominikanerkirche erfolgreich anfechten konnte, wurden die protestantische Stadt gegen Erhalt einer Entschädigung von 6.000 fl. Verpflichtet, die Dominikanerkirche bis 1628 zu räumen.Dadurch wurde die Raumnot der evangelischen Gemeinde, die noch dazu durch Exulanten aus der Oberpfalz und Österreich sprunghaft angewachsen war, noch größer. Deshalb wurde schon 1627 am heutigen Standort ein im städtischen Besitz befindliches Gebäude wieder abgerissen und Platz für eine neue Kirche geschaffen. Der konkrete Beschluss zum Bau fiel dann im Inneren Rat der Stadt im Februar 1627.
Nachdem ein in Auftrag gegebener Entwurf des pfalz-neuburgischen Architekten Matthias Stang zu spät eintraf, wurde der Nürnberger Johann Carl (1587-1665) mit dem Entwurf eines Kirchenneubaus beauftragt. Obwohl dieser als Zeugmeister, Festungsbaumeister und Ingenieur mit Kirchenbau keine Erfahrung hatte, entwarf der dennoch zwei Projekte: Zum einen eine dreischiffige Hallenkirche in spätgotischer Tradition, zum anderen einen säulenlosen Saalbau. Dieser entsprach den Vorstellungen des Rates der Stadt und wurde schließlich auch mit einigen Abänderungen realisiert.
Die Bauzeit betrug nur viereinhalb Jahre
Die Grundsteinlegung fand am 4. Juli 1627 statt. Die Bauarbeiten kamen schnell voran, und so konnte das neue Gotteshaus bereits am 5. Dezember 1631 nach rund viereinhalb Jahren Bauzeit eingeweiht werden (der Stich zeigt die Einweihungsfeier). Lediglich der Südturm war noch nicht ganz fertig; aufgrund der Wirren des Religionskrieges blieb er jedoch bis heute unvollendet. Das gleiche gilt für die Portale, die ebenfalls prächtiger vorgesehen waren, jedoch ebenfalls unvollendet blieben.
Den gewaltigen Dachstuhl, der Voraussetzung für den säulenlosen Hallenbau war, schuf der Nürnberger Zimmermeister Lorenz Friedrich, den in einer besonders leichten Technik gefertigten Stuck Georg Vest aus Creußen. Der figürliche Schmuck stammt vom Bildhauer Leonhard Kern aus Schwäbisch Hall.
Zur Einweihung war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Statt der mehrtägigen Einweihungszeremonien, die der katholische Ritus damals vorschrieb, wurde es mit einer betont einfach gehaltenen Zeremonie als Gotteshaus der Gemeinde übergeben.
Die Bedeutung der Dreieinigkeitskirche
Die Dreieinigkeitskirche ist einer der ersten Kirchenneubauten, der in seinem architektonischen Konzept gleichsam reformatorische Theologie verkörpert. In einem betont schlichten Kirchenschiff sollten die Gläubigen von jedem Platz aus den Blick und das Herz auf die zwei zentralen Geschehen des Gottesdienstes ausrichten können: die Predigt (Kanzel) und die Feier des Heiligen Abendmahls (Altar).
"Eines der besten Meisterstücke in Teutschland" mit typisch protestantischen Merkmalen
Zwei Dinge sind an Carls Arbeit besonders hervor zu heben: die um das gesamte Langhaus angeordneten Rundfenster zur Beleuchtung der Emporenunterräume und die stützenlose, nur auf Konsolen ruhende und den ganzen Bau umziehende Empore. Es entstand so ein breiter, heller Kirchensaal, dessen Raum frei von störenden Säuleneinbauten ist. Dies erlaubt einen bestmöglichen Blick auf Altar und Kanzel.
Die Zweckmäßigkeit der Konstruktion im evangelischen Sinne ("Am Anfang war das Wort ...") trug der Kirche den Ruf als "eines der besten Meisterstücke in Teutschland" (Leonh. Chr. Sturm, 1718) ein.
Übrigens ist auch der Einbau einer Empore ein für die damalige Zeit typisch protestantisches Merkmal: Die Gläubigen sollten so nah wie möglich an den Predigenden herangebracht werden, um seine Worte gut verstehen zu können - überdimensioniert große Hallen sprachen diesem Verständnis von der Bedeutung des Wortes zuwider. Den damaligen Protestanten kam es auf das Hören, ihren katholischen Zeitgenossen auf das Sehen an.
Tradition der Saalkirche
Mit Johann Carls Dreieinigkeitskirche erreichte die Tradition der Saalkirche mit eingezogenem Chor einen monumentalen Höhepunkt. Carls Herkunft aus dem Festungsbau läßt sich schön an der Betonung aller Kanten der Kirche durch Eckverquaderungen aus verzahnter Rustika erkennen. Dies war ein damals im Profanbau sehr beliebtes Motiv.
Um 1630/31 wurde das noch heute in Gebrauch befindliche Gestühl eingebaut. Es spiegelt die ständische Gesellschaft der damaligen Zeit wieder: Die prachtvollen Sitze im Altarraum waren für den Inneren Rat der Stadt vorgesehen; die seitlichen Bänke an den Außenwänden für den Äußeren Rat der Stadt. Besonders beachtenswert ist die Qualität der mit aufwendigen Knorpelwerkschnitzereien versehenen Dorsalien des Chorgestühls. Die Magistratsmitglieder und die protestantischen Reichstagsgesandten erhielten 1755 am Ostende der beiden Emporen eigene Oratorien.
Altar und Kanzel erinnern an Taufe und Abendmahl
Im Mittelpunkt des gottesdienstlichen Geschehens steht seit 1637 der von Georg Jakob Wolff und Georg Stellenberger geschaffene Altar. Die Altarbilder, eine Abendmahlsdarstellung und das Taufbild in der Predella, wurden beide von Johann Paul Schwendtner geschaffen. Sie erinnern an die zwei Sakramente der evangelischen Kirche, Abendmahl und Taufe.
Auch die Kanzel, insbesondere der reich verzierte Schalldeckel mit der Taube als Symbol des Heiligen Geistes über dem Prediger, stammt aus dem Jahr um 1631.
Spätere Erweiterungen
Aus dem späten 17. Jahrhundert stammen die in der Kirche aufgehängten Bilder: über dem Zugang zur Sakristei finden sich Ganzfigurenportraits von Luther und Melanchton, in der linken Ecke des Langhauses der Büßer Hieronymus und eine Halbfigur Christi.
Vor dem südlichen der beiden Chorflankentürme wurde 1755 eine Sakristei errichtet. Ein Jahr später begann der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth mit dem Einbau einer neuen Orgel auf der oberen Westempore. Das Gehäuse des 1758 fertiggestellten Instruments ist noch original erhalten. Das 1966 eingebaute dreimanualige Werk wurde auf Beschluss des Kirchenvorstandes entfernt und soll durch ein neues Orgelwerk in Anlehnung an die Konzeption Späths ersetzt werden.
1790 wurde unter der Orgelempore ein Privatoratorium für die Erbprinzessin Therese von Thurn und Taxis eingebaut, das sich harmonisch in die ursprüngliche Holzausstattung aus der Zeit der Erbauer einfügt.