Palmsonntag 05. April

Worte und Gedanken zum Sonntag »Palmarum«, 5. April 2020
Evangelium:  Johannes 12, 12-15

Bildrechte beim Autor
Die große Menge, die zum Fest gekommen war, hörte, dass auch Jesus nach Jerusalem kommen wollte. Da nahmen sie Palmenzweige und gingen ihm entgegen. »Hosianna«, riefen sie, «Gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn, der König von Israel!«Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht: "Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfohlen."(Sacharja 9,9)

Vermutlich kann der Esel gar nicht anders  -  er ist zum Dienen geboren, allen Berichten zum Trotz, die von störrischen Langohren erzählen. Das Palmsonntagsevangelium berichtet davon, dass er seine Kraft und damit sich selbst ganz in den Dienst von Jesus Christus stellt; oder: Er wird vielmehr in seinen Dienst gestellt; und irgendwo hat er sich wohl auch in Dienst nehmen lassen. Unmerklich verschiebt sich das Verständnis von
'Bescheidenheit' und 'Demut' langsam, aber sicher in Richtung einer positiven Bereitwilligkeit.Ich stelle mir vor, wie der Weg Jesu durch das verwinkelte Jerusalem zu einer Art Demonstrations- oder Triumphzug gerät: Immer mehr Menschen lösen sich aus den Rändern des Zuschauerpulks und reihen sich hinten ein, geben ihre reservierte Distanziertheit auf und lassen die Schar der Begeisterten immer größer werden. Sie bekennen sich zu dem, der da einzieht, nicht nur in die Hauptstadt, sondern mit einem Mal auch in ihr Leben. Sie folgen ihm nach, nehmen ihn an, nehmen ihn ernst. Und ganz selbstverständlich stellen sie sich in seinen Dienst, nicht unterdrückt, nicht bedrückt, nicht versklavt. Selbstbewusst dienen sie, weil sie von dem überzeugt sind, was sie erlebt haben und was sie angerührt hat.Spricht mich das an? Ordne ich mich da ein? Oder lasse ich Jesus und seine Anhängerschar an mir vorbeiziehen, sodass sein Zug durch die Menschengasse einem Spießrutenlaufen gleicht? Ist mir das mit dem dienenden Blick zu viel, weil es mich aus der Bequemlichkeit, aus der Beobachterrolle herausreißt? Sich in Dienst nehmen lassen  -  das muss ich schon auch wollen. Und sicher sollte es nicht so sein wie bei unserem Esel, der ja im Gegensatz zu mir gar keine Wahl hat.Man kann es auch andersherum sehen: Was da mit und durch Jesus geschieht, darf mich nicht kalt lassen. Ich darf, nein: Ich werde ihm meinen Rücken anbieten, um im Bild zu bleiben. Ich werde zum Handelnden werden, werde meinen Glauben nicht für mich behalten!

Gebet:

Guter Gott, am Beginn der Karwoche haben wir die Bilder in Gedanken vor uns: Du ziehst in Jerusalem ein und erlebst die jubelnden Menschen. Wie schnell kippte damals diese Stimmung innerhalb weniger Tage;wie schnell wurde aus dem »Hosianna!« das »Kreuzige ihn!«! Lass uns dennoch oder erst recht im Auf und Ab des Lebens, in Freud und Leid beständig daran festhalten:
Du bist und bleibst der, der unser Leben erlöst, der uns befreit, der uns zu Seite steht, gerade auch auf den Wegen, die in tiefste Tiefen führen. Um diesen zuversichtlichen und starken Glauben bitten wir dich, du treuer, mit uns leidender Gott.
Amen.

 

c/o Evang.-Luth. Dreieinigkeitskirche Regensburg, Pfarrergasse 5, 93047 Regensburg